Vom Winde verblasen, der Kupferbolzenstatus und ab wann ist unspielbar wirklich nicht mehr spielbar!?

Am vergangenen Wochenende starteten fünf Scheibensucher bei den 4. Kellenhusen Open an der Ostsee.
Der derzeit beste Scheibensucher Heiko „The Boss“ Niedermayer wollte eigentlich nicht so weit fahren für ein Turnier, zumal das ja auch richtig Geld kostet, aber um seinen dritten Platz in der GT zu behalten musste er notgedrungen doch hin und bereute es nicht.
Damit es nicht allzu langweilig wird auf den 640 km einfach und zwischen den Runden wurde noch schnell der Rendel eingepackt und ab ging’s bereits donnerstags nach Kelle. Nach zügiger Fahrt wurde in Kassel noch der Herr Plauze eingeladen, der sogleich sämtliche Anekdoten der letzten Turniere in Kelle zum Besten gab. Bereits während der Fahrt wurden wir eindringlich gewarnt, hofften und bangten aber es kam doch alles ganz anders.

Nachdem die Butze in ca. 30 m Entfernung vom Ostseestrand bezogen und die Aussicht auf die Ostsee und den Pier genossen war, klang der erste Abend mit Jambel und Alessa in einer leckeren Pizzeria aus.

Am Freitagmorgen ging es nach zünftiger Brotzeit ab auf den Kurs. Und siehe da, es war kein Wind und auch die Temperaturen waren zweistellig. Zuerst wurde eine lockere Aufwärmrunde gespielt um die einzelnen Chancen und Möglichkeiten pro Bahn zu analysieren. Anschließend startete das Doubles, dessen Sieger zwar bereits im Vorfeld fest standen, aber dennoch, wenigstens bei den Doubles wollte man was reissen. Eigentümlicherweise gelang dem Dream-Team Boss + Rendel dieses kühne Unterfangen so gar nicht, denn die Birdies fielen zu selten und „hinten im Wald“ ging’s auch nur mäßig voran mit der Wurfersparnis. Dennoch vielen Dank an Tobi & Flo, das Doubles mit euch hat Riesenspaß gemacht!!!

Top motiviert ging es am Freitag früh zu Bett, zumal sich bei den Herren aus der Stadt bei soviel Seeluft, Sauerstoff und sonstig Unbekanntem schnell eine bleierne Müdigkeit einstellte.

Samstagmorgen- voller Tatendrang und Birdiewillen wurden Kleiderschichten ausgewählt, gefrühstückt und die Wohnung frühzeitig verlassen, man wollte sich warm spielen und die anderen Spieler begrüßen.
Doch was war das? Hatte sich das Wetter doch tatsächlich und ganz überraschend ein klein wenig verändert.

Die mäandernden Rinnsaale am Strand hatten sich über Nacht in reissende Flüsse verwandelt, die den kompletten Strand bedeckten. Dicke, schwarze Wolken hingen dicht über dem Boden und peitschten den höchst ergiebigen Regen waagrecht in unsere verdatterten Gesichter. Die Aussichtsplattform am Pier wurde bedroht von meterhohen Wellen, die sich unaufhaltsam an die Küste schoben. Auf gut Deutsch, so richtiges Sauwetter.

Na gut, ziehen wir besser mal die Regenhose und nen dickeren Pulli an, es wird schon gehen. Getreu dem allseits beliebten Motto – man ist ja gern mal blöd – und meint es würde sicher bald besser werden, wie auch der Herr von der Kurverwaltung beim Playersmeeting beschwichtigend verkündete.
Denkste! Pünktlich zum Beginn des Playersmeetings hörte der Regen zwar mal kurz auf, um auf dem Weg zum ersten Tee umso stärker wieder einzusetzen.
Nach zwei Bahnen war alles soweit nass, die Handtücher als nasse Lumpen wieder in der Tasche verstaut und das Wasser bahnte sich den Weg durch alle Kleiderschichten um immer deutlicher spürbar am Körper herunterzulaufen – ein herrliches Gefühl! Somit konnte dass das Frieren beginnen.
Jeder Wurf, den ich in meinem Flight bestaunen durfte flog plötzlich ganz anders als geplant. Im Regelfall kürzer und vor allem in meinem Fall noch viel, viel hässlicher als sonst! So quälten wir uns von Bahn zu Bahn, bestaunten atemberaubende Hackklotz- bzw. „fette Bretter“ – Hyzer, die zu Rollern wurden oder nach kurzer Flugphase zum Anhyzer wurden und wie an unsichtbarer Hand gezogen in der Ostsee verschwanden – ein herrlicher Anblick, vor allem für den jeweiligen Spieler, der einen weiteren Verlust seines Bags und einen weiteren Wurf zum ohnehin prall gefüllten Gesamtscore geschenkt bekam. Und eins erstaunte besonders, sogar die Pro’s fingen plötzlich an zu chicken!
Aber eine wichtige Erfahrung machten wir in unserem Flight – wenn’s regnet nimmt man Tempos zum Trocknen der Scheiben! Ist umwelttechnisch zwar bedenklich aber das Einzige, das funktioniert und weitere Hässlichkeiten zumindest abmindert.

Nach der ersten Runde hörte man als häufigste Aussage, „ich glaub ich hör auf“, „so was hab ich noch nie erlebt“, „zum Glück hab ich noch die Vier gerettet“ oder in meinem Beispiel, „ich hör auf!“, denn Lottospielen ist sicherer als das was samstags passierte.

Aber immerhin bissen sich trotz bescheidenstem Wetter 78 der ursprünglich 84 Teilnehmer durch, trotzten den Urgewalten der Natur und chickten alles mehr oder weniger safe hin und freuten sich über gerettete Par’s und Bogey’s. Wem’s Spaß macht!?

Eine Frage stellt sich dennoch – ab wann ist das Wetter eigentlich unspielbar? Gibt es hierfür Präzedenzfälle oder überlässt man es doch den Spielern ob sie dem Veranstalter das Startgeld schenken weil es ab einer gewissen Spielklasse schlichtweg keinen Sinn macht bei solchem Wetter zu spielen? Eine durchaus interessante Fragestellung, deren Beantwortung noch aussteht…zum Glück zog das Gewitter weiter und bescherte dem restlichen Teilnehmerfeld einen passablen, windarmen und in weiten Teilen sonnigen Sonntag.

Apropos Spielklasse, es gab ja auch positives zu berichten und aus Scheibensucher- Sicht sogar sehr erfreuliches!
Unser Boss, den ich ab sofort nur noch nach dem „Kupferbolzenstatus“ befrage, hat richtig gerockt in Kellenhusen. Ich sehe nunmehr seit fünf Jahren DiscGolf und was unser bescheidener und trotzig ehrgeiziger Heiko da macht ist richtig, richtig gut. Und das Lob kommt von sehr vielen Spielern auf der Tour, die ihn sowohl menschlich schätzen als auch anerkennen, dass er sich in der kurzen Zeit, die er dabei ist, eine vernünftige Technik angeeignet hat, sehr konstant und souverän spielt und dadurch auch den Spitzenspielern mittlerweile den ein oder anderen Punkt strittig macht.
Heiko schaffte es dank zweier Toprunden am Samstag, einer mäßigen Runde am Sonntag sowie gutem Halbfinalergebnis zum ersten Mal in seiner Karriere im Finale eines A- Turniers zu stehen. Und er stand dort zu recht, konnte er sich sogar noch bis auf einen Wurf an den drittplatzierten Hartl rankämpfen und hatte an der letzten Bahn noch die Chance an ihm vorbeizuziehen, die er zwar leider verpasste, aber die Gesamtleistung an diesem Wochenende war absolut phänomenal.

Heiko wurde verdient Vierter bei dem meiner Meinung nach anspruchsvollsten Turnier in dieser Saison. Sei es drum, dass hierbei hauptsächlich der Wind am Samstag und nicht der Kurs die Schwierigkeiten machte, aber dennoch eine Hammerleistung, die ich dank meiner freiwilligen Aufgabe genauestens verfolgen konnte und, so hoffe ich, bei manch brenzligen Situationen den Kupferbolzen durch meine motivierende Art wieder ein Stück zurückdrücken konnte.

Heiko Niedermayer, 4. Platz Kellenhusen Open, 5. Platz Nibelungen Open, 3. Platz Sauerland Open, 13. Platz Albuch Classic, 11. Platz Ostpark Open, 7. Platz TuSpo Grebenstein Open, 5. Platz Waldschwimmbad Open, 13. Platz Hesselbach, 3. Platz Ibbenbüren Open, 2. Platz Nikolaus- Turnier, Gesamt- Dritter der German- Tour 2010 und das im zweiten Jahr im DiscGolf- Zirkus, Hut ab!

Am kommenden Wochenende holt er sich noch den Titel des Vereinsmeisters der Scheibensucher und greift in der nächsten Saison wieder brutal an.

Also Simon und Lui und wie ihr guten Spieler sonst noch so heißt, nehmt euch in Acht vor dem BOSS!!!

Hier findet ihr alle Fotos, die ich mit Heikos Kamera machen durfte:


http://www.flickr.com/photos/renukedel/sets

© RNF aka René (did) Not Finish (Rendel)