Spaßturnier in Uettingen

Scheibensucher zu Gast bei den „Korbschlebbern“

Am 24. September veranstalteten die Korbschlebber aus Uettingen ihr kleines, aber feines „Schbaasdurnier“. Das Team um Guido Reinhart und Sonja Scheidemantel, die beide in der deutschen Discgolf-Szene als fleißige Turnierteilnehmer bekannt sind, organisierte ein Turnier unter Freunden.

„Sprich alle Scheibensucher an, wir freuen uns über richtig viele Gäste. Gerne auch Einsteiger, denn bei uns gibt es für Jeden einen Startplatz. Aber auch der sportliche Anspruch wird nicht zu kurz kommen.“ So lud Guido am Rande des Söhnstettener A-Turniers ein. Kurz darauf folgte per Email eine komplette Beschreibung des Vorhabens.

„Auf unserem Trainingsgelände, dem Uettinger Kirchberg, befindet sich unser 2 x 8 – Bahnen-Parcours. Die 60 bis 130 Meter langen Bahnen verlangen ein variables Spiel. Kurze enge Waldschneisen und lange Würfe über Wiesen charakterisieren unseren Kurs. Auf vielen Bahnen lockt das Birdie, wenn man sich nicht für das Baum-Billard entscheidet. Auch wenn es bei manchen Bahnen bergauf oder bergab geht ist alles mit „Rollator“ machbar ;-)“ lautete die Kursbeschreibung mit der unvermeidlichen Anspielung auf die bei den Scheibensuchern sehr beliebten Discgolf-Wagen.

Die Uettinger sind ja bei ihren Nachbarn als „Schneesenger“ verrufen, weil bei ihnen der Schnee immer zuerst abtaut, und so wundert es nicht, dass uns ein mildes Spätsommerwetter erwartete. Der  perfekte Sonnentag versetzte die Spieler schon vor dem Spielstart in gehobene Stimmung und bei Anblick des reichhaltigen Buffets (alles selbstgemacht!) wurde klar: Hier sind wir richtig!

Guido meisterte seinen ersten Einsatz als TD souverän und schickte die 30 Spielerinnen und Spieler gut vorbereitet auf den Kurs. Kurze Schrecksekunde für den TD: Wenige Minuten vor Beginn der Runde fiel einem Flight auf, dass Korb 4 fehlte. Kurzerhand wurde der Reserve-Ching von Scheibensucher Ede aufgestellt und los ging´s.

Apropos Körbe: Korbschlebber Klaus Westermann baute die einzigartigen Körbe, bestehend aus: Bürosessel-Drehgestell als Fuß, darauf eine Fiberglass-Stange aus alten Armeebeständen, ganz oben eine Fahrradfelge für die Ketten (Doppelring) und darunter ein in der Höhe gekürzter Pflanzkübel. Alles nach PDGA-Maßen und laut einhelliger Meinung fingen die genialen Körbe genauso gut wie teure Markenware. Gerüchten zufolge sah Klaus einen Schrottlaster vorbeifahren, verfolgte ihn und handelte die Felgen spontan dem Fahrer ab.

Das Spielschema mit insgesamt 16 Bahnen, aber nicht ganz so vielen Körben,  war intellektuell herausfordernd, wurde von Guido aber brillant gelöst, indem jeder Flight eine individuelle Bahnenreihenfolge in die Scorecards aufgeschrieben bekam.  Trotz Erklärung beim Playersmeeting schafften es dennoch zwei Flights sich zu „verlaufen“, was dazu führte, dass z.B. Marco und Marcel mit starkem Gegenverkehr kämpfen mussten.

Solch kleine Widrigkeiten hielten Marco Rühl jedoch nicht davon ab gleich mit einer 48er Runde zu glänzen. Nur übertroffen von Michael „Ede“ Hamann mit einer sehr starken 47. Wahrscheinlich profitierte Ede vom guten Karma, das er sich auf der Anreise mit seiner Ersten Hilfe an einem gestürzten Radfahrer verdient hatte.  Auf  Platz 3 positionierte sich mit einer 51 Heiko „The Boss“ Niedermayer, Dritter der German Tour 2010, der dieses Jahr eigentlich Spielpause macht, in Lauerstellung auf die beiden Spitzengolfer.

Bei den Damen setzte sich Sonja Scheidemantel mit ihrer Erfahrung + Heimvorteil sofort an die Spitze während Nicole Stelz-Hamann erste Turniererfahrung gewann. Michaela Wald erklärte sich spontan bereit ihre ersten Discgolfrunden zu drehen. Vielleicht lag es auch an den überzeugenden Argumenten ihres Freundes Martin Kunz, der an diesem Tag Geburtstag hatte und für den Discgolf ohnehin das Zweitschönste ist.

Bei den Junioren war die Altersstruktur 17 (Dominique), 13 (Lukas), 10 (Raoul) und 6 (Fabrice). Entsprechend erwartete man auch die Reihenfolge, aber Lukas kegelte auf der Doppelinsel-Bahn eine 17 und so musste er sich nach Runde 1 mit dem dritten Platz begnügen.
Bernd Hofmann setzte sich mit einer 53 bei den Masters in Führung, gefolgt von Michael „JD“ Janske-Drost (56) sowie Harald „Haku“ Kucera und Wolfgang Walter (beide 57, Wolter spielt normalerweise Grandmaster).
Die Bahnen hatten es wirklich in sich, wie Marco zu berichten wusste: „Mag sein, dass die eine oder andere Bahn recht kurz ist. Man braucht aber immer gleich zwei gute Würfe um Par oder gar ein Birdie zu spielen“. Wohl wahr, dem Autor gelang jedenfalls erstmalig seit Beginn seiner Discgolf-Zeitrechnung kein einziges Birdie.

Zur Mittagspause gab es ein sehr leckeres Chili con Carne, von Klaus´ Mutter schon am Vortag zubereitet und deshalb schön durchgezogen. Ergänzt durch eine reichhaltige Auswahl an nahrhaftem Kuchen gingen die Spieler mit aufgefrischtem Kalorien- und Zuckerhaushalt, da lässt auch der erfahrene Turnierspieler seine mitgebrachten Energieriegel gerne stecken, wieder an den Start zur zweiten Runde.

Ede überzeugte wieder mit der besten Runde (48) und lag jetzt insgesamt 3 Wurf vor Marco (50), gefolgt mit weiteren 4 Wurf Abstand von „Boss“ Heiko.
Sonja spielte eine starke 61 und gewann damit die Damenwertung, die nach 2 Runden gespielt war, mit großem Vorsprung.
In der Juniorenklasse verbesserte sich Lukas nun um 13 Würfe, davon 12 weniger auf der Inselbahn, und schob sich vor auf Rang 2.
Masters: Frank Steinbrink spielte jetzt eine starke 52er Runde: „Ich freue mich, dass ich den Anschluss an die Masters-Spitzengruppe gefunden habe und nun im Finale stehe“ sein Kommentar. Haku spielte ebenfalls eine 52 und baute damit seine Führung aus, Bernd mit einer 59 lag jetzt 3 Wurf dahinter, gefolgt von JD und Frank, beide jeweils einen Wurf mehr.
Das Finale bestand aus 8 teils ausgewählten, teils neuen Bahnen und durfte von Allen gespielt werden. Wobei die Damen sich entschieden lieber die Nachmittagssonne zu genießen und auch Senior Grandmaster Peter Pulvermüller erkannte, dass es genug Anstrengung war, während die übrigen Spieler riskierten den Muskelkater zu wecken.
Im Führungsflight, der sich in kuscheliger Atmosphäre präsentierte, münzte Ede (im Bild hinten) seine Führung verdient in den Turniersieg um. Der Boss (im Bild 2. von hinten) spielte mit einer 22 das beste Finale und lag nun punktgleich mit Marco (im Bild vorne). Das musste mit einem Stechen um Platz 2 entschieden werden.
Vierter Mann im Flight ist der aus München angereiste Andreas „Aku“ Kucera (2. Von vorn), der nach einer etwas nachlässigen 56 in der ersten Runde trotz guten Spiels in der Folge nicht mehr in die Medaillenränge vorstoßen konnte.

Die Junioren hielten ihrem Altersunterschied entsprechend die Reihenfolge ein, mit Dominique auf Platz 1 (Bildmitte), Lukas auf Platz 2 (Mitte rechts) und Raoul auf Platz 3 (Mitte links). Sehr tapfer der 6 Jahre junge Fabrice, dem höchster Respekt für seine Leistung gebührte
Dramatisch begann das Masters-Finale: Gleich an der ersten Bahn (Bahn 5) landete Bernds Wurf weit links hinter Gebüsch, der zweite kam nur wenige Meter im Busch weiter und der dritte blieb noch an einem Ast hängen. Damit musste sich Bernd sofort von Platz 2 auf Platz 4 durchreichen lassen und konnte auch im weiteren Verlauf nicht mehr aufholen. Haku spielte sich konstant gut zum Sieg in der Masterklasse während JD und Frank nach der Finalrunde immer noch gleich lagen und zum Stechen um Platz 2 antreten mussten.
Das Stechen fand vor versammelter Spielergemeinde auf dem Fussballplatz statt. Es galt diagonal über den Platz zu driven. Zuerst traten Marco und Heiko zum Stechen um Platz 2 der Open-Klasse an.  Marco landete seinen Wurf etwas weit vom Korb während die Scheibe vom Boss mit ca. 6m Abstand zum Birdie lag. Marco schaffte es leider nicht, der Boss verwandelte sicher und holte Rang 2.
Beim Stechen der Masters legte Frank mit gut 15m Korbdistanz vor. JD wurde seinem Ruf als „Trümmerkrake“ gerecht und parkte seine Scheibe neben dem Korb. Frank gelang der weite Putt nicht und so konnte JD Silber mit nach Hause nehmen.
Das „Schbaasdurnier“ der Uettinger hat sich einen Applaus verdient: Bei der Siegerehrung gab es Medaillen für die ersten Drei ihrer jeweiligen Klassen, was für ein inoffizielles Spaßturnier sehr bemerkenswert ist. Ohnehin wird dieses Turnier allen Spielern noch lange in bester Erinnerung bleiben. „Eigentlich spiele ich ja nicht mehr. Aber nächstes Jahr komme ich bestimmt wieder“ lautete das Lob von Boss Heiko
Hier noch die Ergebnisse:
Autor: JD