Am 3. und 4. September wagten sich 7 mutige Scheibensucher zum Turnier „Open du Champ du Feu“ nach Frankreich. Das Champ du Feu ist ein 1.100m hoch gelegenes Skigebiet in den Vogesen unweit von Straßburg und mit 3 Stunden Fahrzeit aus Sicht der Scheibensucher durchaus in der Nachbarschaft gelegen.
Der Kurs:
Veranstaltet wird das Turnier von den Stork Hyzers, die ihre Körbe extra für dieses Wochenende vom Straßburger Heimatkurs abmontieren und in die waldreiche Berglandschaft einbauen. Mit dem weitläufig offenen, von kurzem Gras bewachsenen Skihang und dem angrenzenden Wald, der fast völlig frei von Unterholz und Buschwerk ist, steht dem Kursplaner eine ideale Grundlage für einen ausgewogenen und anspruchsvollen Kurs zur Verfügung.
Und Course Director Thomas Barker weiß diese Vorteile virtuos zu nutzen. Schon im Vorfeld kündigte er an: „Ich bevorzuge ein technisches Kurs-Layout mit trickreichen Bahnen. Aber auch die Freunde weiter Würfe sollen auf ihre Kosten kommen. Dieses Jahr haben wir den Kurs mit minimalen Änderungen weiter perfektioniert.“
Herausragend dabei Bahn 3: Mit einer Länge von 348m und einem Gefälle von über 50m ein Superlativ. Zwei Spotter, Turnierdirektor Mario unterstützt von Serge, garantierten, dass die Scheiben schnell geortet wurden und kein nennenswerter Spielverzug entstand. Mit etwas Glück, leichtem Seitenwind und dem richtigen Abwurfwinkel glitten die Scheiben eine gefühlte Ewigkeit lang bergab. Dabei war immer das eindrucksvolle Bergpanorama im Hintergrund zu sehen, unvergesslich für jeden Discgolfer. Bei Flugdauern von ca. 20sec legten die Scheiben bis zu 330m Distanz zurück.
Bahn 10, eine sehr lange, kerzengerade Bahn im Wald, verhagelte so manchem Spieler den Score. Eigentlich mit Par 4 durchaus spielbar, erlebte manch erfahrener Spieler hier ein Fiasko, wenn er vom geraden Weg, dem „Pfad der Tugend“ abkam. „Nach 3 Würfen lag ich 40m seitwärts vom Fairway und der Korb war nicht mehr sichtbar. Nach weiteren 2 Würfen hatte ich mich bis zum Korb durchgekämpft, der daraufhin meinen Puttversuch aus den Ketten spuckte. Die Scheibe rollte ins Bachbett, Re-Putt vergeigt und so musste ich mir die 8 aufschreiben lassen“ wußte Scheibensucher Chris Longmire von Runde 2 zu berichten. Daraufhin war Chris mit ganzer Willenskraft beschäftigt sein feurig-texanisches Temperament zu kontrollieren, während Michael Kobella in Runde 1 nach ähnlich desaströsem Verlauf an Bahn 10 äußerlich völlige Gelassenheit bewahrte, was nur mit fortgeschrittener fernöstlicher Mentaltechnik zu erklären ist.
Die Organisation:
Großes Lob für den Turnierdirektor Mario Tomasi, der sich penibel um jede Kleinigkeit kümmerte, so dass sich die Spieler, die teilweise mit Familie angereist waren, immer gut aufgehoben fühlten. Der ganze Ablauf gestaltete sich reibungslos und stressfrei. Dabei stellten viele aus Deutschland angereisten Teilnehmer fest, dass sie ihre Französischkenntnisse ruhig mal auffrischen könnten, denn ohne Mario´s charmante Übersetzungen hätten die meisten beim Players Meeting nicht viel verstanden.
Das Ausflugsrestaurant „Haus Hazemann“ stellte das Turnierbüro zur Verfügung, versorgte die Gäste mit sehr guten 3-Gänge Menüs und machte alle Hoffnungen zunichte, durch ein sportliches Wochenende dem Idealgewicht näher zu kommen. Die Palette an Unterkünften reichte von Campingplatz, Holzhütten, Zimmern im Wanderheim und komfortablen Doppelzimmern im neu erbauten Gästehaus –alles direkt am Gelände – bis zu Appartements im Reiterhof 300m weiter.
Zum Sportlichen, Runde 1, Samstag:
Bei guten Wetterbedingungen (sonnig, leichter Wind) setzten sich aus dem kleinen Teilnehmerfeld in der ersten Runde zwei französische Master-Spieler, Jean Marie Hallier und Loic Dumont, mit jeweils 55 Würfen in Führung. Dahinter Jürgen Taube mit 57 und Michael Kobella mit 58 Würfen, ebenfalls beide Master. Es wurde deutlich, dass auf diesem Turnier die Master-Klasse sehr stark besetzt war.
Bei den Open-Spielern konnte sich Scheibensucher Chris Longmire mit 59 wurfgleich mit dem Franzosen Loic Le Pleux an der Spitze präsentieren. Scheibensucher Martin Kunz folgte mit 60 Würfen zusammen mit Frank Hellstern dichtauf und Scheibensucher Michael Hamann wahrte mit einer 62 noch seine Chancen.
Bei den Damen lagen nach der ersten Runde mit jeweils 67 Würfen Natalie Moßig und Tanja Höll gleichauf an der Spitze. Christine Hellstern folgte mit 69 Würfen auf Platz 2, gefolgt von der Französin Florence Dumont mit 71 Würfen.
Runde 2, Ergebnis German Tour C-Turnier:
In der zweiten Runde, die für das C-Turnier in der German Tour Wertung den Abschluss darstellte, holte Michael Kobella mit einer 54, der besten gespielten Runde, erwartungsgemäß (ohne 8 an Bahn 10) auf und konnte sich hinter Jean Marie Hallier den zweiten Platz bei den Masters sichern. Hinter Loic Dumont auf dem dritten Platz folgte mit einer 60 Jürgen Taube. Mit zwei solide gespielten 60er Runden erreichte Scheibensucher Michael Janske-Drost den fünften Platz. Course Director Thomas Barker (USA) reihte sich mit 2 Wurf Abstand auf dem sechsten Platz ein. Scheibensucher Wolfgang Kraus landete mit einer 66 und einer 65 auf dem neunten Platz und mit einem respektvollen Abstand von weiteren 16 Wurf beendete Scheibensucher Frank Matheis sein erstes Turnier. „Auf diesem Kurs habe ich Sachen gelernt, die auf dem eigenen Parcour im Rüsselsheimer Ostpark nie gefordert waren. Insgesamt bin ich auch mit dem Spielergebnis sehr zufrieden. Von der Anstrengung der beiden Runden glühe ich immer noch“, wusste Frank abends zu berichten.
In der Open-Klasse baute der Führende Loic Le Pleux in Runde 2 einen Vorsprung von 4 Wurf auf. Weil der seit den Albuch Open von einer Muskelzerrung geplagte Chris Longmire nun eine 61 spielte, musste er sich den zweiten Platz mit Frank Hellstern und dem Scheibensucher Martin Kunz, der zwei 60er Runden spielte, teilen. Scheibensucher Michael Hamann, der Waldbahnen nicht zu seinen Favoriten zählt, blieb mit einer 62 und einer 64 etwas hinter seinen letzten Turnierergebnissen zurück, erreichte aber noch den sechsten Platz.
Natalie Moßig bestätigte in der zweiten Runde mit einer weiteren 67 ihre hervorragende Leistung und gewann mit 4 Wurf Vorsprung vor Christine Hellstern und Tanja Höll, die sich Platz 2 teilten. Natalie Moßig nach ihrem Sieg: „Eigentlich hatte ich gar keine Lust zu diesem Turnier zu fahren, habe mich mühsam überreden lassen und musste auch noch um 4 Uhr früh aufstehen. Aber jetzt freue ich mich umso mehr und werde nächstes Jahr bestimmt wieder kommen.“
Weitere Spielklassen kamen nicht zustande. Erwähnenswert aber die beiden Grandmaster Alain Gérardin (Frankreich) und Benjamin Schneider (Schweiz), die sich in der Masters-Klasse auf den Plätzen 7 und 8 einreihten.
Es spielten auch 3 Junioren mit: Marie-Tess Schmitt-Barker (12 Jahre) und Toma Schmitt-Barker (11 Jahre) sowie der angehende Scheibensucher Raoul Janske-Drost (9 Jahre). Die Drei spielten ab Runde 2 zusammen und bewältigten den schwierigen Parcours fröhlich lachend mit reichlich Spaß. Dabei kam die sportliche Leistung nicht zu kurz und Toma hielt sogar den Closest-to-the-Pin Rekord bis Runde 3.
Runden 3 und 4, Sonntag:
Während einige Teilnehmer mit dem Abschluss der C-Turnier Wertung samstags abends abgereist waren, ging das Turnier am Sonntag als PDGA c-tier und in der französischen Nationalwertung weiter. Schon für Samstag nachmittag war Regen angekündigt, der aber erst abends zum Putting-Contest im Dunkeln (Gewinner Loic Le Pleux) einsetzte. Sonntag früh war das Gras nass, der Himmel bedeckt, aber die Wolken hielten dicht.
Im Führungsflight bauten die Masters Jean Marie Hallier und Loic Dumont sowie Open-Spieler Loic Le Pleux mit Ergebnissen unter 60 ihren Vorsprung aus, während Jürgen Taube (Master) durch eine 63er Runde zurückfiel. Michael Kobella war mangels Zeit leider nicht mehr dabei. Im Verfolgerflight war es spannend, denn alle vier Spieler starteten mit je 120 Würfen. Frank Hellstern (Open) gewinnt den Flight mit 58 Würfen, Michael Janske-Drost (Master) spielte zum dritten Mal eine 60, während Chris Longmire (Open) mit einer 62 und Martin Kunz (Open) mit einer 63 etwas nachließen. „Mit 8 Würfen auf Bahn 10 habe ich meinen Score vergeigt. Schade, denn sonst war es eine gute Runde“ so Chris. Dafür rückte Thomas Barker (Masters) aus dem dritten Flight mit einer starken 58 auf.
Bei den Damen spielte Christine Hellstern eine sensationelle 61er Runde und zeigte den anwesenden Herren, dass Grips und Technik der Schlüssel zum Erfolg ist. Natalie Moßig und Tanja Höll waren sonntags nicht mehr dabei.
Vor Runde 4, die als Finale über 9 ausgesuchte Bahnen gespielt wurde, setzte dann doch der angekündigte Regen ein. Die Flights wurden jetzt nach Klassen eingeteilt.
Bei den Open-Spielern ging der Sieg klar an Loic Le Pleux. Frank Hellstern sicherte sich den zweiten Platz und Scheibensucher Chris Longmire erreichte den dritten Platz. Scheibensucher Martin Kunz versuchte aus dem Rückstand heraus mit vollem Risiko anzugreifen, was gründlich mißlang, aber er konnte seinen vierten Platz halten.
Masters: Die Plätze 1 und 2 gingen ungefährdet an die beiden Franzosen Jean Marie Hallier, der auch den Gesamtsieg einfuhr, und Loic Dumont . Loic trug seinen verletzten Pudel im Arm über den Kurs und setzte die Hundedame beim Abwurf immer trocken auf ein Handtuch unter seinem Schirm.
Spannend wurde es im Kampf um die Plätze 3, 4 und 5: Gleich 3 Masters-Spieler lagen gleichauf mit 180 Würfen: Jürgen Taube, Thomas Barker und Michael Janske-Drost. Und so ging es aus: Jürgen Taube spielte eine saubere 29 und erkämpfte sich verdient Platz 3. Thomas Barker kam mit 31 Würfen auf Platz 4. Scheibensucher Michael Janske-Drost hatte mit 34 Würfen kein Glück im Regen und belegte Platz 5.
Christine Hellstern errang souverän den Sieg bei den Damen. Toma Schmitt-Barker landet vor seiner Schwester Marie-Tess und vor dem jüngsten Spieler Raoul Janske-Drost, der nächstes Jahr bestimmt Mitglied der Scheibensucher wird.
Zur Siegerehrung sprachen als offizielle Gäste der Bürgermeister von Belmont, die Verantwortliche für Sportförderung in der Region Bas-Rhin und der Betreiber des Geländes. Sie hoben hervor, dass Sie Discgolf auf dem Champ du Feu als neue Sportart sehr schätzen. Weitere Details fielen wegen mangelnder Sprachkenntnisse des Autors durch den Rost, aber es blieb das Gefühl, dass man als Disgolfer hier sehr willkommen ist.
Mario Tomasi rief die Sieger in den Kategorien auf und die Amtsinhaber überreichten die Pokale und das Preisgeld. Auf die Frage, wer denn den Sonderpreis erhalten soll antwortete der Bürgermeister spontan: „Natürlich der Sieger bei den Junioren!“, und so gewann Toma Schmitt-Barker gleich 2 Pokale. Dazu gab es für alle Junioren jeweils noch eine hochwertige Scheibe, so dass Toma seine Beute kaum noch tragen konnte. Zum Abschluss gab das Restaurant Hazemann noch eine Runde Elsässer Wein mit den typischen, knackigen Mini-Brötchen aus.
Mit müden Beinen freuten sich die Scheibensucher auf 3 Stunden Sitzen im Auto und traten erschöpft, nass und zufrieden die Heimreise an. Chris Longmire: „Nächstes Jahr plane ich gleich den Freitag und den Montag Urlaub mit ein um den Ausflug richtig zu genießen“. Der in Sachen Discgolf weitgereiste Scheibensucher Martin Kunz, der schon viele Kurse gespielt hat, resümiert: „Wow, was für ein Kurs!“
Hier ein Link zu den Ergebissen : LINK
Autor: Michael JD