„Vier Uhr wie viel??? Ach, wäre ich doch lieber gestern schon losgefahren.“ Aber das Illi kommt ja um fünf und auf dem Weg sammeln wir an einem Parkplatz dann noch Philipp ein, der einerseits unsere drei Mann starke Grundausbildung zum Scheiben-Seepferdchen komplettiert und anderseits nur gefühlte drei Minuten vom Aufstehen bis ins Auto gebraucht hat, wie er uns versichert.
Thema Nummer eins ist natürlich das Tagesziel. Nach den Horrorgeschichten, die im Club kursieren, ist schnell eines gefunden: Alle Scheiben wieder mit nach Hause bringen!
Dafür würde ich sogar den letzten Platz unterschreiben, den zu umgehen sonst meine einzige Motivation darstellt, mich an Wochenenden schon mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen. „Nehmt genug Scheiben mit!“ – „Du wirst mindestens zwischen drei und fünf Scheiben verlieren!“ Diese und ähnliche Warnungen haben in unseren Köpfen durch stetige Wiederholung die Tiefe von Loch Ness zu einer Pfütze im Vergleich zum Waldschwimmbad werden lassen. Und neben Nessie gibt es auch Krokodile und Riesenhaie, die sich ausschließlich von teurem, rundem Plastik ernähren. Oder hab ich das nur geträumt? Egal, erst mal Kaffeepause. Illi und ich beschließen, die SaniFair-Coupons zu behalten und zusammen mit denen auf der Rückfahrt zu erwartenden und der Sammlung von vergangenen Turnieren die ganze Raststätte zu kaufen.
Als wir um halb acht pünktlich zur Anmeldung und mit schlotternden Knien eintrudeln, sieht das Schwimmbad gar nicht so schlimm aus. Ein schöner Sandstrand geht über in einen Uferbereich, der sechs oder sieben Meter ins Wasser hineinreicht. Geradezu idyllisch! Die herumliegenden Stangen, die wir beim Betreten in Aktion sehen, entspannen zudem. Die Krönung kommt dann, als wir uns anmelden wollen: Es gibt Kaffee! Tiefenentspannung!
Nach der Anmeldung geht es dann auf eine Erkundungs-Tour, zu der wir auch tatsächlich Scheiben mitnehmen. Gleich meine erste liegt nicht im Wasser, sondern zum Birdie – hätte ich mir das mal für das Turnier aufgespart, wo ich doch so wenige dabei habe… Auch Philipp steht nach drei Bahnen zwei unter. Nachdem ich dann auch meine erste Scheibe versenke, bin ich tiefenentspannt. Lukas, der den ganzen Tag auf dem See herumschippert, um entlaufene und ertrunkene Scheiben ihrem Herrchen zurückzubringen, nimmt mich mit und schon fünf Minuten später halte ich meine Allzweckwaffe – sogar frisch geputzt – wieder in Händen. Was soll jetzt noch passieren!?
Also, Tagesziel wieder heraufsetzen auf: Nicht Letzter werden. Und es kommen nur die Scheiben ins Bag, die ich auch sonst spiele – Man bekommt die ja wieder, wenn sie nicht zu tief drin sind. Nun ja, die Tatsache, dass man seine Scheiben wiederbekommt, heißt noch lange nicht, dass man die Scheiben auch ins Wasser werfen sollte: das gibt nämlich jedes Mal einen Strafwurf… Wie kann man auch Wasser als OB ausrufen, wenn man so viel davon auf dem Parcours hat…!? Das gelingt Illi und mir dann auch genau zehn Mal – also jeweils.
Eine Scheibe habe ich heute absichtlich im Bag: Nachdem mir die blöde Kuh einst auf einer Runde fünf Fünf-Meter-Putts versagt hatte, ist sie zum Versenken freigegeben. (Ich habe Zeugen dafür, dass ich sie beim letzten dieser Putts ausdrücklich gewarnt hatte!) Aber genau dieser Putter will dann nicht nass werden. An der Scheibenwaschanlage legt sie sich erst relativ weit von der Drop-Zone weg, geht dann aber zum Birdie rein. Versöhnung. Auch sonst läuft es gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass ich den Parcours blind spiele. Nur zwei über Par – und das bei drei Wassertreffern. Ich bin zufrieden, da ich noch nicht weiß, wie sich die anderen Runden entwickeln werden, und verabschiede mich von einem Hammer-Flight!!! (Nochmal ein Riesendank, Jungs!)
Zu diesem Zeitpunkt weiß ich allerdings noch nicht, dass mir der spätere Turnier-Sieger Dennis Possen auf fast jeder Bahn einen Wurf abgenommen hat (also theoretisch, wenn ich mich tatsächlich mit ihm messen könnte): zehn unter! Ich schwimme also (bildlich) zu meinem nächsten Flight, den ich problemlos und ohne erneutes Players-Meeting finde (Großes Lob an das Orga-Team für die Idee!!!).
Hier darf ich auch mit dem späteren Sieger der Grandmaster, Wolfgang Kraus, spielen. Bei mir scheint die Luft jedoch raus und ich versuche eigentlich nur noch, mich über Wasser zu halten, bzw. meine Scheiben. Das gelingt mir jedoch nicht ganz so gut, wie geplant, und so kehre ich nicht wirklich erfolgreich nach der dritten Runde in den Hafen zurück. Glücklicherweise gibt es da frisch Gegrilltes, weshalb auch ich noch die morgens so hochgelobte Curry-Wurst probieren kann. Und wenn man die Ergebnisse unserer Fahrgemeinschaft zusammennimmt, hat in jeder Runde einer die 46 gespielt!
Beim Verabschieden von vielen mittlerweile vertrauten Gesichtern denke ich: „So schlimm, wie alle gesagt haben, ist das Waldschwimmbad doch gar nicht.“ Trotzdem bin ich ganz froh, als ich auf dem Parkplatz wieder festen Boden unter den Füßen habe, und treffe dort sogar noch die Sieger der Divisionen Master und Senior-Grandmaster, Alex Müller und Rudolf „Rolf“ Haag, die mich herzlich verabschieden. Da die Rückfahrt wider Erwarten sehr gut läuft, muss die Übernahme einer Raststätte mittels SaniFair-Coupons wohl bis zum nächsten Ausflug warten – aber der kommt bestimmt!
Fazit: Alle Scheiben haben nun Seepferdchen und bis auf eine Scheibe (nicht von mir!) nehmen wir alles wieder mit nach Hause.
Bericht: Daniel V. aus Eningen